WG224 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin oder Alfeld oder Hannover, zwischen Montag, 27. und Donnerstag, 30. November 1911
letztes
Kap.[itel]
Soll ich Dich wirk-
lich wiedersehn mir
von Deinen Augen,
Deinem Wesen das
Herz von neuem
bezaubern lassen
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Orientgesellsch.[aft]
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Schlechtes Aussehen
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Es wird kommen wie etwas
notwendiges selbstverständliches,
ohne es wird uns kaum
einen Entschluß kosten.
Wir haben Zeit zu warten.
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Den Körper mit Leben
voll trinken zum Über-
laufen voll
Übergangszeiten sind
ja nie schön,
[am linken Rand:]
Unsere eigentliche Heimat ist überall d Kraft unseres Geistes
Aber allein die Tatsache, daß
es m\D/ir nicht in den Sinn ge-
kommen ist mir zu schreiben
als es Dir schlecht ging, betrübt
mich
Dinge die sich nicht erreden
u erschreiben lassen
Daß Du mich auch in der
Stummheit mit d. ganzen
Glanze Deiner einzigen
Seele überstrahlst
ohne die mir alles
so \an mir/ so \unglückselig/ nüchtern und un-
schön zusammengesetzt
zu sein \erscheinen/ würde
Gemüt getrübt
wol wissend, daß in unserer
Macht nicht liegt die Zukunft
zu formen
Apparat
Überlieferung
, , , .
Quellenbeschreibung
2 Bl. (2 b. S.) – Notizblock.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
Antwort auf AM124 vom 26. November 1911 (Aber schreibe und denke nach[,] ob Du kommen kannst): Soll ich Dich wirklich wiedersehn mir von Deinen Augen, Deinem Wesen das Herz von neuem bezaubern lassen.
Datierung
Basierend auf der Korrespondenzstelle und der Bemerkung Schlechtes Aussehen, über das WG auch im vorhergehenden Entwurf WG223 geschrieben hatte (ich will kommen, wenn Du Dich nicht vor meinem recht hohläugig-bleichen Rekonvalescenten-Gesicht scheust), kann der 27. November 1911 als frühestmögliches Entstehungsdatum angenommen werden. Da WG seine beiden nächsten Entwürfe (WG225) am 30. November und bzw. oder 1. Dezember verfasste, ist der 30. November 1911 als spätestmögliches Entstehungsdatum am wahrscheinlichsten.
Übertragung/Mitarbeit
(Elke Steinhauser)
Ma[e]terlinck – , belgischer Schriftsteller.
Orientgesellsch.[aft] – Deutsche Orient-Gesellschaft, 1898 in Berlin gegründeter Verein zur Förderung der Altorientalistik und vorderasiatischen Altertumswissenschaften, der Anfang des 20. Jahrhunderts viele Ausgrabungen ermöglichte. An der Ausgrabung in Amarna im Winter 1911/1912 nahm s bester Freund, , teil (, S. 9).